Von Iris Stein
Moderne Zahnmedizin ermöglicht heute Spitzenbehandlungen, die noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen wären. Die MZ war bei einer Komplettversorgung mit Implantaten dabei.
Es ist morgens, kurz nach acht, als Zahnarzt Dr. Joachim Eifert den ersten Schnitt führt. Es dauert nur Minuten, dann ist der zahnlose Oberkiefer des Mannes auf dem Behandlungsstuhl bis auf den Knochen geöffnet. Der 59-Jährige wird am Mittag die Praxis mit fest sitzendem, funktionstüchtigem Zahnersatz verlassen. An Implantaten befestigt und sofort belastbar.
Ist der Knochen freigelegt, können die Löcher für die Implantate gebohrt werden. Immer wieder legt der Zahnarzt die in Vorbereitung der Operation angefertigte Schablone auf. Sie zeigt, wo die acht Implantate platziert werden müssen. Leise gehen die Anweisungen an die Assistenzzahnärztin Janine Bertram und die Helferinnen Anja Gaul und Anne Schneider. Eingespielt und sicher wirkt das Team.
Das Einbringen von Implantaten mit nachfolgender Sofortbelastung ist im Oberkieferbereich noch ein gewisses Neuland. Zahnarzt Eifert hat dieses Verfahren jedoch schon in einer Reihe von Fällen erfolgreich ausgeführt. Nur 15 Minuten sind vergangen, dann ist die Achse, in der die Implantate eingesetzt werden, erkennbar und fertig gebohrt. Nach knapp zwanzig Minuten sitzt das erste Implantat.
"Sie merken nichts?", fragt der Arzt - eigentlich mehr zur Beruhigung des Patienten. Sollte die örtliche Betäubung nachlassen, was bei der Länge des Eingriffs vorkommen kann, wird sofort nachgespritzt. "Der Kieferknochen ist in diesem Fall sehr gut geeignet, die Implantate aufzunehmen", erklärt Eifert. Schnell ist die linke Seite des Oberkiefers versorgt. Vier Implantate, das letzte wird sofort mit einer Verschlussschraube versehen. Die anderen drei werden den Zahnersatz halten.
Auch auf der rechten Seite des Oberkiefers werden vier Implantate eingesetzt. Hier muss dafür der Knochen aufgedehnt werden. Der Zahnarzt ist zufrieden mit dem Verlauf der Operation. Dass er dafür sein perfektes Team braucht, betont er mehrfach. 9.11 Uhr sitzt auch das letzte Implantat. "Jetzt kommen Pfosten auf sechs Implantate, an denen zunächst die Prothese befestigt wird", erklärt der Arzt. Wenig später kann er das Zahnfleisch vernähen.
Es sind keine zwei Stunden vergangen, da ist der Eingriff im Oberkiefer abgeschlossen. Der Zahntechniker wird nun in den herausnehmbaren Zahnersatz des Patienten Öffnungen fräsen. Genau da, wo die Pfosten der Implantate aus dem Kiefer ragen. Sie werden mit Zylindern ergänzt, an denen dann die Prothese befestigt wird. Bis es soweit ist, kann der Patient sich ausruhen. Eigentlich. Doch auch der Unterkiefer soll versorgt werden und er zögert keine Minute mit seiner Entscheidung: "Weiter!"
Es ist 10.15 Uhr als im Unterkiefer das erste Implantat eingesetzt ist. Hier werden es insgesamt drei sein und auch darauf wird später fest sitzender Zahnersatz aufgebracht. Insgesamt vergeht nur noch eine halbe Stunde. Zahnarzt Eifert weiß, was er geleistet hat. "Elf Implantate in zweieinhalb Stunden", resümiert er, "das ist eine Menge bei einer Lokalanästhesie. Das schaffen wir nur, wenn es zügig vorangeht und keine Komplikationen gibt."
Während der Patient sich nun wirklich etwas ausruhen kann, bis seine Prothese für den Oberkiefer bearbeitet ist, kann Dr. Eifert einen ähnlichen Eingriff bei einer anderen Patientin vollenden. Ihre Operation ist lange vorüber. Heute wird die provisorische Versorgung entfernt, die endgültigen Zähne aus Gold und Keramik werden auf den Implantaten befestigt.
Während die provisorische Versorgung wie ein herausnehmbares Gebiss aussieht, das durch die Implantate fest mit dem Kiefer verbunden ist, besteht die endgültige Versorgung nur noch aus einer Zahnreihe, die an den Implantaten fest geschraubt wird. Die Patientin ist überaus zufrieden, ein Unterschied zum natürlichen Gebiss für einen Laien nicht feststellbar.
Danach geht es wieder beim ersten Patienten weiter. In seine bisherige Prothese wurden Öffnungen gefräst, durch die nun die Pfosten der Implantate ragen. Der übliche Prothesenkunststoff wird eingebracht, alles muss aushärten, wird noch einmal im Labor bearbeitet. Schließlich wird die Konstruktion auf den frisch vernähten Kiefer gesetzt und fest mit den Implantaten verschraubt. 13.40 Uhr kann der Patient nach Hause gehen.
Am nächsten Morgen bei der Kontrolle gibt er an, kaum Schmerzen zu haben. Die provisorische Versorgung ist nach 14 Tagen belastbar. Der endgültige Zahnersatz erfolgt nach drei bis vier Monaten.